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Die Entdeckung und Erforschung einer bislang unbekannten frühmittelalterlichen Rodungsburg und ihre Umgebung
 
 Neuzeitliche Zehntscheuer mit "Burg"-Hof (um 1775) auf frühmittelalterlichem Burggelände
 
Multifunktionale und multiepochale Nutzung des Burgareals südlich Bürchau, OT Untere Sonnhalde mit Schorrbühl, Kleines Wiesental, Baden-Württemberg.
 
Dank
Auch bei diesem Forschungsprojekt gilt zunächst mein herzlicher Dank dem Bürchauer Erkundungs- und Recherche-Team mit Katharina Matzken (Ortsvorsteherin), Harald und Daniel Senn sowie Fred Wehrle (Kandern) mit seinem umfänglichen genealogischen Wissen der Familiennamen und Stammbaum-Geschichten, Prof. Dr. Schubring (Hausen) für wichtige historische Hinweise, dann dem Team der Stadtbücherei Schopfheim für die schnelle Erledigung meiner vielen Fernleihe-Aufträge, dem Generallandesarchiv in Karlsruhe, dem Landesvermessungsamt und dem Kampfmittelbeseitigungsdienst Baden-Württemberg (Stuttgart) sowie André Hönig, dem Redaktionsleiter der  Badische Zeitung Schopfheim.. Ein abschließendes Dankeschön richte ich an Rüdiger Motzke (Bürchau) und das Team vom Wirtshausmuseum Krone (Tegernau) sowie an Michael Fautz (Hauingen) für Belegstücke aus seiner großen Ansichtskarten-Sammlung sowie  Frau Dr. Ulla Schmid, Leiterin des Städtischen Museums Schopfheim.
 
Impulsgeber für das Projekt „Burg“-Hof, Zehntscheuer und „Sonnhalde“ (Bürchau).

Die erste „visuelle Begegnung“ mit der damals noch nicht zugewiesenen Funktion als Zehntscheuer waren die beiden historischen Gemarkungspläne von 1777 von 1779/80. Diese entstanden wohl im Zusammenhang mit der Visitation durch Karl Friedrich Brodhag (Vater von 16 Kindern) aus Lörrach, der durch die Landgrafschaft Sausenberg und die Herrschaft Rötteln zum „Ersten Landphysikus“ (frühere Bezeichnung für den Beruf und die Funktion des heutigen Amtsarztes. So hatte er u.a. auch die Aufgabe Ärzte, Apotheker, Wundärzte, Chirurgen und Hebammen zu überwachen) ernannt wurde. Seine dienstliche Aufgabe: Lage, Luft, Wasserverhältnisse, Gewächse, Lebensart und alle sonstige bemerkenswerte Umstände seines Dienstbezirkes zu untersuchen und zu dokumentieren. So übergab er 1770 dem Oberamt seinen Visitationsbericht über die „Physikalische Beschreibung der natürlichen Beschaffenheit der Ortschaften in der Tegernauer Vogtei“. Quelle: Feßler, August: Die Vogtei Tegernau im Jahre 1770, in:  Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur, 03.1932, Heft 4.1932, Seite 99-103.

Darunter sollte auch eine detaillierte Beschreibung von Bürchau sein. Die jedoch auch in dem Aufsatz von Feßler fehlt. Erst eine Anfrage an das Generallandesarchiv Karlsruhe brachte die notwendige Klarheit. „In der von Ihnen genannten Akte zur Vogtei Tegernau mit der Signatur 229 Nr. 104647, deren Beschaffenheitsbeschreibungen nicht nur 1769/70 entstanden, sondern teilweise - wie für Bürchau - nur im Jahr 1760, ist keine Beschreibung von Bürchau enthalten. Die Beschreibung wurde aller Wahrscheinlichkeit nach im 19. Jahrhundert aus dieser Akte entnommen und trägt jetzt die Signatur 229 Nr. 15974.“ (Quelle: Mail vom 11.09.2020, Schreiben vom 07.09.2020, Az.: 4-7512-Störk Werner). Zwischenzeitlich habe ich diese angefordert und sie liegen mir in hochauflöslichen Scans vor.
Auf den beiden Gemarkungsplänen sind jeweils östlich vom Standort der einstigen frühmittelalterlichen Burg zwei Gebäude eingezeichnet, die durch ihre exponierte Lage auffallen. Wobei eines der beiden durch seine ungewöhnliche Größe sofort die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Denn es ist – bezogen auf ganz Bürchau – das größte Haus am Ort. Auch der Standort überrascht. Denn es wurde exakt auf jenem Plateau-Areal errichtet, das man einst bei Bau der Burg schuf, um zwischen Hang und Burg den Halsgraben als östliches Sicherungselement für den Wehr- und Wohnturm zu schaffen.
Ebenso zeichnen sich im LiDAR sowie den U.S.-Air-Force-Luftbild-Aufnahmen des Kampfmittelbeseitigungsdienstes Baden Württemberg aus dem Jahre 1945 die Auskofferungsarbeiten für den nördlich davon gelegenen Hof immer noch gut erkennbar ab. Man war also sichtlich bemüht, auf jeden Fall beide Gebäude auf gleichem Standort und demselben Höhenniveau zu errichten. Woraus sich der Schluss einer gemeinsamen Funktion bzw. Aufgabenzuweisung ziehen lässt.
Neben diesen multifunktionalen und multiepochalen Auffälligkeiten kam der schlussendlich entscheidende Impuls, sich diesem Gebäudekomplex intensiver zuzuwenden, im Rahmen der Erstbegehung und der Spurensuche im Zusammenhang mit der frühmittelalterlichen Burganlage durch Bürchauer Bürger. Dabei fiel von einer Teilnehmerin der Hinweis, dass eines der beiden noch bestehenden Original-Hof-Gebäude, das ebenfalls oberhalb der historischen Burganlage lag, bereits seit Kindesbeinen schon immer „die Burg“ hieß
Wie war es möglich, dass sich genau für diesen Bereich der Begriff „Burg“ in der Oral History, also der mündlichen Überlieferung erhalten hat, die eigentliche Burg jedoch völlig in Vergessenheit geriet. Lag es nur am zeitlichen Rahmen der rund 900 Jahre? Und warum wurden gerade diese beiden Hofgebäude genau hier errichtet – auf dem historischen Burgengelände? Und weshalb hat man heute noch den Eindruck, als „thronen“ sie über der Sonnhalde und sind für ganz Bürchau aus allen Winkeln gut sichtbar? Und gibt es einen Zusammenhang mit dem benachbarten Gebäude des ehemaligen Berggasthofes „Sonnhalde“, auf dessen künstlichem Plateau einst die frühmittelalterliche Burg stand? Fragen, die dringend auf Antworten warteten.
 
 
 
 Erntezeit im Mittelalter (Quelle Wikipedia).
 
Das Jahr 1748
Das Jahr 1748 entwickelt sich zum Auftakt für besonders tiefgreifende Einschnitte in das herrschaftliche, wirtschaftliche und soziale Leben der Bürchauer Bevölkerung. Blickt man rund 100 Jahre zurück, dann endete 1648 gerade der Dreißigjährige Krieg und gleich mehrere Pestwellen. Blickt man dagegen 100 Jahre in die Zukunft, dann stehen wir im Jahre 1848 mitten in der Badischen Revolution und der nachfolgenden großen Auswanderungswelle nach den USA und auch nach Australien, wo jeweils Goldfunde einen noch nie dagewesenen Goldrausch auslösen. Ich versuche, die wichtigsten kleinen und großen, individuellen wie auch gesellschaftlich relevanten Ereignisse auf der Basis folgender Quellen (ohne Einzelzitate) einerseits tabellarisch und andererseits auch textlich zusammenzufassen:

Hermann Jacob: Die Auswanderung aus dem badischen Oberland in den Jahren 1797–1804, in: Das Markgräflerland, Jg. 7.1936, H. 4, S. 134–141

Hermann Jacob: Die Auswanderung aus dem badischen Oberland in den Jahren 1797–1804 (Schluß), in: Das Markgräflerland, Jg. 8.1937, H. 1, S. 11–22

Karl Seith: Die Auswanderung aus dem Markgräflerland nach Siebenbürgen in den Jahren 1742-1751, Jg. 11.1940, H. 2/4, S. 69–92

Karl Seith: Die Auswanderung aus dem Markgräflerland nach Siebenbürgen in den Jahren 1742–1751 (2. Fortsetzung), in: Das Markgräflerland, Jg. 12.1941, H. 2, S. 33–45

Karl Seith, Johannes Künzig: Die Auswanderung aus dem Markgräflerland nach Siebenbürgen in den Jahren 1742-1751 (3. Fortsetzung), in: Das Markgräflerland, Jg. 13.1951, H. 1, S. 1–16

Karl Seith, Johannes Künzig: Die Auswanderung aus dem Markgräflerland nach Siebenbürgen in den Jahren 1742-1751 (Schluß), in: Das Markgräflerland, Jg. 14.1952, H. 1, S. 1–6

Karl Seith: Die Auswanderung aus dem Markgräflerland nach Siebenbürgen in den Jahren 1742-1751, mit besonderer Berücksichtigung der Müllheimer Exulanten, in: Das Markgräflerland, Jg. 23.1961, H. 1, S. 112-121

Günther Klugermann: Die illegale Auswanderung aus der Herrschaft Rötteln 1749/1750, in: Das Markgräflerland, Jg. 2003, Bd. 1, S. 173-176

 
Bürchau in den Jahren 1748 bis 1848

1749 Der Bürchauer Johann Trefzer wandert nach Siebenbürgen aus.

1750 Er kommt wieder zurück und wird - ausnahmsweise - wieder aufgenommen.

1760 Die „Beschaffenheitsbeschreibung“ von Bürchau wird erstellt.

1763 Banater Schwabenzug unter Kaiserin Maria Theresia (1763–1773)

1770 Visitationsberichte über die Vogteien.

1775 Ein neuer Zehnthof mit großer Zehntscheuer wird auf der Sonnhalde errichtet.

1776 Größte Ausdehnung der Acker- und Wiesenfläche – geringster Waldanteil.

1777 Neue Gemarkungspläne von Bürchau mit Hinweis auf Zehnthof & Zehntscheuer.

1778 Die Gemeindewirtschaft ist im Abgang, Schankkonzession für die Kastelmühle.

1780 Banater Schwabenzug unter Kaiser Josef II (1780–90)

1781 Bürchau wird erstmals Vogtei und erhält einen eigenen Ortsvogt.

1783 Abschaffung der Leibeigenschaft in Baden.

1803 Baden wird Kurfürstentum.

1805 Bürchau gehört zum Amt Müllheim.

1806 Benediktinerkloster St. Blasien wird im Zuge der Säkularisation aufgelöst.

1806 Baden wird zum Großherzogtum.

1808 Jakob Roser, Bürger und Bauer, wird Bürchauer Vogt und erwirbt Besitz auf der Sonnhalde.

1809 Bürchau kommt zum Amt Schönau.

1813 Bürchau kommt zum Bezirksamt Schopfheim.

1833 Abschaffung der Zehntabgabe (Umsetzung dauert noch bis 1893).

1848 Badische Revolution und Auftakt der zweiten großen Auswanderung.

 
 
 
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Donaudurchbruch_um_1850.jpg
 
Ulmer Schachtel auf der Donau
 
Bürchau und die Auswanderung nach Siebenbürgen um 1750.
Angesichts der durch Erbteilung zerstückelten Landfläche und dem dadurch entstandenen Mangel an erwerbbarem und landwirtschaftlich nutzbaren Boden bei gleichzeitig starkem Bevölkerungswachstum war auch für die Bewohner des Kleinen Wiesentals der Anreiz durch Auswanderung ihre prekäre wirtschaftliche Lage nachhaltig zu verbessern, sehr groß. Auswanderung war daher für die Wiesentäler kein unbekanntes Neuland. Die bereits bestehende Auswanderung ins benachbarte Elsass hatte zwar deutlich abgenommen, umso mehr zog es die Auswanderungswilligen nun in die nahe Schweiz. Jedoch die Aussicht, zum Beispiel Land und Mithilfe bei Hausbau zu erhalten, dazu die Gestellung von Saatgetreide, einen eigenen Anteil an Wald und Rebbergen, Steuerfreiheit für die ersten Jahre und bürgerliche Aufnahme in die dortigen Gemeinden wurde vor allem für ein Gebiet angeboten, das sich – wie hundert Jahre später die USA – als „gelobtes Land“ darstellte: Siebenbürgen. Jeder Familienvater sollte eine eigene Hofstelle von 40 Fuß im Quadrat ohne Bezahlung erhalten, dazu 20 – 40 Kübel Saatgut, weiterhin Wiesen- und Rebgelände, so viel er zu bauen vermochte und von der Kartoffelernte, vom Gras- Hanf- und Kornertrag der Eingesessenen sollten sie gratis ihren notwendigen Anteil. Erhalten. Ihnen war es auch gestattet eine eigene Metzgerei und eine eigenen Weinschenke  zu haben, sie seien  fünf Jahre  befreit von allen Lasten und Abgaben und jeder erhielte einen Platz in der Kirche. Man kann die dortigen Verhältnisse bereits aus den Erfahrungsberichten jener badischen Soldaten, die in den Türkenkriegen die metertiefe fruchtbare Schwarzerde beim Schanzen kennen- und schätzen lernten. Zudem waren habsburgisch-kaiserliche und preußische Werber im gesamten Oberrheingebiet unterwegs. Die nicht nur für das fruchtbare Land im Osten und Südosten warben, sondern auch Glaubens – und Gewissensfreiheit, eigenen Schulen und eine eigene Verwaltung versprachen.
 
 
 

https://www.leo-bw.de/detail-gis/-/Detail/details/DOKUMENT/kgl_atlas/HABW_12_05c/Die+Auswanderung+aus+dem+heutigen+Baden+W%C3%BCrttemberg+nach+Preu%C3%9Fen+in+den+habsburgischen+S%C3%BCdosten+nach+Ru%C3%9Fland+und+Nordamerika+zwischen+1683+und+1811+%0ADie+Auswanderung+nach+Ru%C3%9Fland+%281763-1811%29

Quelle: Beiwort zur Karte 12,5 Die Auswanderung aus dem heutigen Baden-Württemberg nach Preußen, in den habsburgischen Südosten, nach Rußland und Nordamerika zwischen 1683 und 1811

Die Auswanderung in den habsburgischen Südosten (Donauraum, Galizien) (1683-1805)

 
 
https://www.leo-bw.de/detail-gis/-/Detail/details/DOKUMENT/kgl_atlas/HABW_12_05c/Die+Auswanderung+aus+dem+heutigen+Baden+W%C3%BCrttemberg+nach+Preu%C3%9Fen+in+den+habsburgischen+S%C3%BCdosten+nach+Ru%C3%9Fland+und+Nordamerika+zwischen+1683+und+1811+%0ADie+Auswanderung+nach+Ru%C3%
Quelle: Beiwort zur Karte 12,5 Die Auswanderung aus dem heutigen Baden-Württemberg nach Preußen, in den habsburgischen Südosten, nach Rußland und Nordamerika zwischen 1683 und 1811
 
Auszug: "Einen Sonderfall innerhalb der damaligen Auswanderung nach Ungarn stellt die Einwanderung von Protestanten vor allem aus Baden-Durlach und dem baden-badischen Oberamt Mahlberg ins vorwiegend protestantische Siebenbürgen dar. 1748/49 wurden die Oberämter Badenweiler, Hochberg und Rötteln im baden-durlachischen Oberland (Markgräfler Land) von einer Art Auswanderungsfieber erfaßt. Viele Protestanten zogen aus diesen Gebieten plötzlich nach Siebenbürgen ab, wohl angeregt durch Briefe lutherischer Siebenbürger, besonders aber durch Briefe von drei früheren Auswanderern (1744). Die im Frühjahr 1749 einen Höhepunkt erreichende Auswandererwelle führte dazu, daß die Behörden Briefe aus Siebenbürgen abfingen und den Wegzug zu verhindern suchten. Daher endete diese Auswanderung 1750 durch das Eingreifen der badischen Behörden. Aus dem Oberamt Rötteln zogen 1749 30 Familien und nochmals 48  Familien weg, aus dem Oberamt Hochberg 48 Familien. Insgesamt verließen 177 Familien (= 583 Personen) die badischen Oberlande. Als Auswanderungsgründe wurden Übervölkerung und Landmangel angegeben. Auslösendes Moment war wieder einmal die Werbung. Meist gingen die Auswanderer nach Mühlbach nordwestlich von Hermannstadt; einige zogen weiter, beispielsweise nach Mediasch. Eine zweite, noch stärkere Auswanderungswelle nach Siebenbürgen folgte 1770/71 (Fig. 2c)."
 
Direktlink per Button zu dem lesenwerten Beiwort als pdf-Datei:
 
 
 
Im Juni 1749 kommt aus der Herrschaft Rötteln-Sausenberg die Meldung, dass die Auswanderung sehr überhandnehme. Es habe ein förmliches Emigrationsfieber eingegriffen, so dass die Regierung sich veranlasst sah, aus Siebenbürgen anlangende Briefe anzuhalten und zu beschlagnahmen. Und das Oberamt in Mühlheim alarmierte im selben Jahr das Hofratskollegium in Karlsruhe dass diese Lustseuche fast alle Orte anzustecken beginne.
Nach den Geboten der Regierung ließ man zunächst noch diejenigen laufen, die weniger wie 200 Gulden Vermögen hatten und nicht viel taugten. Daher soll man arme, liederliche und kinderreiche Untertanen ziehen lassen. Den Ehrlichen, Fleißigen und Bemittelten müsse man aber die Auswanderung untersagen. Wer aber auswandern wollte, bekam denn Entlassungsschein nur, wenn er drei Bedingungen erfüllte. Er hat vorher seine Schulden zu bezahlen, sich aus der Leibeigenschaft loszukaufen und das Abzugsgeld zu entrichten. Eine Ausnahme wurde nur den kinderreichen Familien zugestanden.
Trotz dieser Restriktionen konnte die Obrigkeit die starke Auswanderungswelle aus den oberen Herrschaften in das Karpatenland zu aufhalten. So mußten sie schlussendlich zu durchgreifendenden Mittel ihre Zuflucht nehmen und sperrte den Auswanderer die Rückkehr.
Hatte Bürchau um 1760 geschätzt (siehe unten) rund 21 Bewohner und wandert nun die auswanderungswillige Familie Trefzer, also zwei Erwachsene und 6 Kinder, aus, dann bedeutet dies nach deren Weggang einen Rückgang der Bevölkerung von  38 Prozent. Geht man nun im Vergleich zu anderen Gemeinden davon aus, dass bei gleicher Einwohnerzahl zwei oder gar drei kinderreiche Familie nach Siebenbürgen aufbrechen, dann bedeutet dies schnell ein nicht mehr verkraftbarer Verlust der dort lebenden Bevölkerung bis hin zum Zusammenbruch der Infrastruktur. War man anfangs von den amtlichen Stellen noch etwas zurückhaltend und sogar erleichtert über den Weggang von „armen, liederlichen und kinderreichen Untertanen“, so wurde doch schnell klar, dass es nicht nur solche Auswanderungswillige waren, sondern eben auch „Ehrliche, Fleißige und Bemittelte“, die sich nach Freiheit von Abgaben, ausreichend zu bewirtschaftendes Land sowie Religions- und Gewissensfreiheit sehnten.
Bevölkerungszahlen laut Visitationsberichte um 1770::Tegernau 36, Niedertegernau 14, Elbenschwand 20, Ebigen 8, Sallneck 26, Wies & Stockmatt 83, Fischenberg 16 , Kühlenbronn 9, Raich 20, Schwand 20, Hohenegg 11, Ried 15, Holl 11 Langensee 11 und Gresgen 40 - dies ergibt einen Schnitt von 21. Nimmt man Tegernau als Basis mit 50 Einwohnern, wäre selbst dies bei Auswanderung einer vergleichbar großen Familie  immerhin auch 16 Prozent, bei zwei Familien bereits schon 32 Prozent. Dies macht schnell klar, warum man seitens der Herrschaft massiv gegensteuern musste, da ein solcher Aderlass in vielfacher Hinsicht nicht ausgleichbar war.
Die von mir mit in die Recherche aufgenommenen Originalquellen von Leutrum (Freiherr Ernst Friedrich Leutrum von Eningen, Rötteler Landvogt 1717-1748 und sein schriftlicher Nachlaß zur „Leutrumschen Handschrift") und Brodhag - hier im besonderen Fall bezogen auf Bürchau - haben zu den von mir untersuchten Themen keine weiteren Erkenntnisse mehr beitragen können.
 
 

Die Auswanderer (Abschied der Auswanderer von ihrer Heimat), Carl Wilhelm Hübner, 1846 (Quelle Wikipedia)

Die Vögte erhielten daher strengste Anweisung, Rückwanderer aus Siebenbürgen nicht zu dulden, sondern sie über die Landesgrenze durch Hatschiere (red. Anmerkungen: Die beiden Markgrafschaften Baden-Durlach und Baden-Baden unterhielten im 18. Jahrhundert Haustruppen, zu denen auch eine Leibgarde (Hatschiere) gehörte. Nach der Vereinigung der beiden Territorien zur Markgrafschaft Baden wurde ein Leibinfanterieregiment gebildet, sowie eine berittene Garde du Corps. https://de.wikipedia.org/wiki/Garde) abschieben zu lassen. Gewährten sie je Unterschlupf, so verfielen sie einer Strafe von 10 Reichstalern. Noch ein anderes Mittel wandte sie an: Sie drohte, die Erlaubnis zur Überführung der Erbschaftsgeldern nach Siebenbürgen zu versagen.
Es sind sehr selten offizielle und damit beurkundete Fälle von Heimkehrer bekannt. Zwei Beispiele dafür: Michel Grafenried nebst Frau aus Britzingen und Johannes Trefzer nebst großer Familie von Bürchau. Das Grafenrieder Ehepaar wurde durch das Oberamt in Badenweiler abgewiesen und auch der Hofrat in Karlsruhe blieb "gnadenlos" hart. Zugleich wurde sowohl dem Amtmann aus Badenweiler als auch dem Oberamtmann von Hochberg aufgetragen, den Königsrichter in Mühlbach (Siebenbürgen)  zu benachrichtigen, dass den ehemaligen Durlacher Landeskindern die Rückkehr keinesfalls gestattet werden. Solche drakonischen Maßnahmen und der grundsätzlich restriktivem Umgang mit Rückkehrern sollten hierlebenden Auswanderungswillige massiv abschrecken – und das tun sie auch.
Wie der Fall Johannes Trefzer aus Bürchau im Jahre 1750 nachdrücklich belegt. Er war 1749 zusammen mit seiner Frau Maria und seinen sechs Kindern – darunter die neunjährige Verena, die sechsjährige Anna und der erst vierjährige Hans – nach Siebenbürgen ausgewandert und kam aber bereits im Juli 1750 gemeinsam mit seiner schwangeren Ehefrau und den sechs Kindern wieder zurück.
Wir zitieren aus seinem Bittschreiben an die Obrigkeit: „Johannes Trefzer stehet untertänigst vor, wasmaßen er vor ganz Kurzem mit seinem Weib und 6 Kindern aus Siebenbürgen, wohin er sich auf erhaltene Manumussion (red. Anmerkung: Freilassung) begeben, zurückgekommen und nunmehr sich im  dem Landes wieder ehrlich zu nähren gedenke, wenn ihm solches gnädigst vergönnt werden wolle.“ Hierzu berichtet das Oberamt Rötteln, Trefzer habe nichts als drei schlechte Pferde mitgebracht, jedoch wolle ihn die Gemeinde wieder zu Bürger annehmen. Am 27. August 1750 bestimmt der Markgraf: „Wollen aus besonderen Gnaden desselben und seiner Familie Wiederannahme gnädigst gestatten, doch daß er sich und die Seinigen durch fleißige Arbeit zu nähren sich angelegen sein lasse und ohne consequenz für andere, die etwa auf gleiche Weise nachkommen würden!“
Eine der ganz seltenen Ausnahmen, die wohl auch auf die besondere Situation der Familie zurückzuführen ist: Maria bringt am 16. Oktober 1750 in Bürchau den Sohn Lorenz als siebtes Kind zur Welt. Ihm folgen – nach dem Umzug der Familie nach Vorderheubronn – noch Frederike (16.02.1753), Matthias (21.02.1757) und Barbara als 10. Kind am 19.04.1762.
Trotz der Wiederaufnahme in die Gemeinde und die Ausnahmeregelung durch den Markgrafen schreckten die vollzogenen Rückweisungen viele Auswanderungswillige doch so nachhaltig ab, dass sich n bis 1804 in den Kirchenbücher kein einziger Hinweis mehr auf eine weitere Auswanderung von Bürgern und/oder Bauern aus Bürchau findet.
Die sozialen, poltisch-gesellschaftlichen wie auch  wirtschaftlichen Hintergründe, die zur Auswanderung auch aus dem Oberamt Rötteln führten, lösten ein Umdenken in der Herrschaftsführung aus. Am besten zu zeigen in der Figur und dem Wirken von Freiher Gustav Magnus von Wallbrunn (1702 - 1772), ehemaliger Obristleutnant und Generaladjutant des Markgrafen, der  Nachfolger von Landvogt Leutrum (1690 - 1760) der Landgrafschaft Sausenberg und Herrschaft Rötteln wurde. Er begann mit der Ansiedlung von Manufakturen neue Arbeitsplätze zu schaffen - was damit das Ende des landwirtschaftlichen Primats bedeutete und den Beginn des industriellen Zeitalters im Wiesental einläutete.
 
 
 
Quelle: Wikipedia Carl_Ludwig_Hoffmeister_Ferdinandsbrücke_Wien_1825_-_Detail.jpg
 
Ulmer Schachteln auf der Donau bei Wien.
 

Grundwissen: Siebenbürgen. Siebenbürgen, Transsilvanien oder Transsylvanien (rumänisch Ardeal oder Transilvania, ungarisch Erdély) ist ein historisches und geografisches Gebiet im südöstlichen Karpatenraum mit einer wechselvollen Geschichte. Heute liegt Siebenbürgen im Zentrum Rumäniens. Unter König Géza II. (1141–1162) verlegte man die Grenze weiter nach Osten, vom Mieresch an den Alt; das Grenzland wurde nutzbar. Die ungarischsprachigen Szekler wurden ins heutige Szeklerland, im Osten Siebenbürgens, umgesiedelt. Ab etwa 1147 begann die Besiedelung mit deutschen Siedlern, die hauptsächlich aus dem Mittelrhein- und Moselgebiet, Flandern und der Wallonie stammten. Die ersten 13 Orte wurden in der Hermannstädter Gegend gegründet. Die Siedler sollten die Gebiete bevölkern, die Grenzen gegen Einfälle aus dem Osten für Ungarn und Europa sichern und die Wirtschaft beleben. Im Verlaufe des 12. und 13. Jahrhunderts verstärkte sich die Siedlungstätigkeit durch Binnenkolonisation und wohl auch durch weitere Zuzüge aus dem Maas-Mosel-Raum, Flandern und dem Gebiet der damaligen Erzbistümer Köln, Trier und Lüttich. In Binnenkolonisation wurden das Nösnerland in Nordsiebenbürgen, das Gebiet der Zwei Stühle und das Burzenland erschlossen. Die Bezeichnung „Sachsen“ (Siebenbürger Sachsen) entstammt vermutlich dem lateinischen Stereotyp jener Zeit Saxones für westliche (überwiegend deutsche) Siedler. Sie übernahmen diese rechtliche Eigenbezeichnung danach selbst. Die deutschen Bauern und Handwerker genossen mehrheitlich die Privilegien einer Rechtsvergabe des ungarischen Königs Andreas II. von 1224 (Goldener Freibrief, lat. Andreanum, ung. Aranybulla). Dieser ist das weitreichendste und am besten ausgearbeitete Statut, welches deutschen Siedlern in Osteuropa je gewährt wurde. Die Sonderrechte galten auf dem sog. Königsboden, welchen sie besiedelt hatten, und wurden ihnen in den folgenden Jahrhunderten immer wieder urkundlich bestätigt und erweitert. Die Siedler gründeten die bis heute wichtigsten Städte Siebenbürgens: Hermannstadt, Kronstadt, Klausenburg, Mühlbach, Schäßburg, Mediasch und Bistritz sowie viele Dörfer und Marktflecken in drei geschlossenen, aber nicht zusammenhängenden Gebieten, insgesamt ca. 270 Ortschaften. Weitere Einwanderungswellen fanden nach der Gegenreformation statt, da zu dieser Zeit in Siebenbürgen Glaubensfreiheit galt. Durch die sogenannte Transmigration kamen Protestanten aus verschiedenen Teilen des damaligen Erzherzogtums Österreich nach Siebenbürgen, die dort als Landler angesiedelt wurden. Zwischen 1621/22 und 1767 siedelten sich auch größere Gruppen der aus der radikal-reformatorischen Täuferbewegung kommenden Hutterer in Siebenbürgen an. Ein Zentrum der hutterischen Bewegung in Siebenbürgen bildete dabei die Region um Unterwintz. Als Beispiel für nicht konfessionell begründete Immigrationen seien die Durlacher genannt. Dabei handelte es sich um auswanderungswillige Menschen aus Teilen der damaligen Markgrafschaft Baden-Durlach, vor allem aus der Gegend von Emmendingen und dem Markgräflerland. Die Auswanderung wurde dabei nur armen und kinderreichen Untertanen erlaubt, jedoch nicht den begüterten. Die Durlacher haben sich damals unter anderem in Mühlbach niedergelassen, woran eine „Durlacher Vorstadt“ und eine „Durlacher Gasse“ erinnerte. Um 1770 wanderten zahlreiche Menschen aus dem Hanauerland nach Siebenbürgen aus. Die letzte große Zuwanderungswelle aus Südwestdeutschland nach Siebenbürgen fand zwischen 1845 und 1848 statt, als 1500 bis 1800 Bürger aus verschiedenen Gemeinden des Königreichs Württemberg emigrierten. Manche dieser Zuwanderer blieben als kulturell eigenständige Gruppen bestehen und vermischten sich zunächst kaum mit den ansässigen Siebenbürger Sachsen und Ungarn. So erhielten die Durlacher und Hanauer in Mühlbach einen eigenen Vogt, einen eigenen Richter und eine eigene Schule mit Schulmeister. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Siebenb%C3%BCrgen

 
 
 
Quelle: Karten und Skizzen von 1911 (Repro, Sammlung & Archiv Werner Störk 2020)
 
Siebenbürgen und Banat um 1700
 
 
Grundwissen: Die Ulmer Schachteln. Der Name der Ulmer Schachtel stammt erst aus dem 19. Jahrhundert und beruht darauf, dass diese Zillen in Ulm gebaut wurden und die Stadtfarben, ein schwarz-weißes Streifenmuster, trugen. Als Schachtel wurden sie insbesondere im Württembergischen, wo man vom Neckar elegantere Schiffe gewohnt war, wegen ihrer äußerst einfachen Konstruktion verspottet. Diese einfache Konstruktion war zweckmäßig, da der größere Teil von ihnen nur zur einmaligen sogenannten Naufahrt flussabwärts genutzt wurde. Am Ende der Fahrt wurden Ulmer Schachteln vielfach als Nutzholz oder zur Weiterverwendung verkauft. Mit den Wiener Zillen wurden in regelmäßig wöchentlichem Schiffsverkehr von Ulm aus Waren und Personen nach Regensburg, Passau, Linz, Wien, Budapest oder Belgrad transportiert. Da sie nach Fahrplan regelmäßig verkehrten, wurden sie „Ordinarischiffe“ genannt. Die Schiffe wurden von einer eigenen Zunft gebaut und betrieben. Während die Boote anfangs maximal 22 m lang und 3 m breit waren, vergrößerten sich ihre Maße mit der Zeit. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erreichten sie Größen von bis zu 30 Meter Länge und 7,5 Meter Breite. Die Bordwand dieser Boote hatte eine Höhe von etwa 1,5 Metern. Mittig auf dem Schiff befand sich eine größere Holzhütte. Bei Warentransporten lagerte hier das Handelsgut; bei Auswanderungen war dies der Wetterschutz der Passagiere. Das Fahrzeug wurde auf seiner Reise donauabwärts mit Stangen bzw. Ruderblättern, zwei am Bug und zwei am Heck, gesteuert. Zwischen dem späten 17. und Ende des 18. Jahrhunderts gelangten verschiedene deutsche Auswanderergruppen auf Ulmer Schachteln in die von den Habsburgern neueroberten Länder des südöstlichen Europas. In ihren neuen Siedlungsgebieten im heutigen Rumänien, Ungarn und Serbien entstanden die Volksgruppen der Ungarndeutschen und/oder Donauschwaben. Auch von 1804 bis 1818 gelangten tausende Auswanderer, die sich in Ulm auf Flößen und Ulmer Schachteln einschifften, die Donau abwärts bis ins Mündungsgebiet am Schwarze Meer, aus denen sich die Volksgruppen der Bessarabien-, Dobrudscha- und Schwarzmeerdeutschen bildeten.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Ulmer_Schachtel
 
 
 
Historische Karte von 1885 mit den Kerngebieten von Siebenbürgen (rot) und Banat (gelb) als Zentren der Donau- und Banater-Schwaben.(Quelle Wikipedia)
 
 

Grundwissen: Donauschwaben (auch Donaudeutsche) ist ein Sammelbegriff für die von Ende des 17. bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in die Länder der Ungarischen Stephanskrone ausgewanderten Deutschen, aber auch eine geringe Anzahl von Franzosen, Spaniern und Italienern, deren Siedlungsgebiete längs des Mittellaufs der Donau in der Pannonischen Tiefebene lagen. Die Ansiedlungen beschränkten sich anfänglich auf die Militärgrenze, eine Kette von Militärbezirken entlang der Grenze zum Osmanischen Reich. Diese Militärgrenze blieb bis Ende des 19. Jahrhunderts kaiserliches Kronland, während die restlichen, jedoch größeren donauschwäbischen Siedlungsgebiete der ungarischen Komitatsverwaltung eingegliedert wurden. Nachdem die Schwierigkeiten der ersten Kolonisationszeit überwunden worden waren, hatte sich die Mehrheit der donauschwäbischen Siedlungen auf dem Land erfolgreich entwickelt. Das bei den Donauschwaben verbreitete Prinzip, nur den erstgeborenen Sohn erben zu lassen, verhinderte eine wie bei den anderen Ethnien übliche Aufteilung ihrer Bauernhöfe in kleinere Parzellen. Die moderneren Methoden der Donauschwaben, wie beispielsweise der intensive Ackerbau und die Tierhaltung, wirkten sich auf Dauer produktiv auf die Entwicklung ihrer Landwirtschaft aus, besonders in der Zeit der Auflösung der Grundherrschaft im 19. Jahrhundert und der damit verbundenen Kapitalisierung der Landwirtschaft. Diese wirkte sich besonders für die besser entwickelteren Bauernhöfe günstig aus. In der Folge kam es sowohl zu einer Vergrößerung des Landbesitzes donauschwäbischer Bauern in den von ihnen mehrheitlich bewohnten Ortschaften als auch zu Landkäufen in Gemeinden, die hauptsächlich von den anderen Ethnien bewohnt wurden. So erreichte die Mehrheit der Donauschwaben auf dem Land einen Wohlstand, der mit der Zeit deutlich über dem der benachbarten ethnischen Gruppen lag. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Donauschwaben

Grundwissen: Die Banater Schwaben..Nachdem die Habsburger im Jahr 1718 das Banat, eine historische Region im Donauraum, von den Osmanen zurückerobert hatten, unternahmen sie die planmäßige Besiedlung des strategisch wichtigen Grenzgebiets. Schon 1718 kamen Handwerker und Ingenieure, um Befestigungen und Manufakturen in Temeswar (Timis¸oara), der wichtigsten Stadt des Banat, aufzubauen. Die "Kolonisten" kamen in drei "Schwabenzügen": unter Kaiser Karl VI (1722–26), unter Kaiserin Maria Theresia (1763–1773) und unter Kaiser Josef II (1780–90). Herkunftsregionen waren die westlichen und südwestlichen deutschen Gebiete Rheinpfalz, Trier, Hessen, Lothringen und Franken sowie Bayern und Württemberg. Die deutschen Siedler bildeten römisch-katholische, in mehrheitlich orthodoxer Umgebung hervorstechende, mal ethnisch gemischte, öfter aber geschlossene Siedlungen. Von den Nachbarethnien Rumänen, Ungarn und Serben wurden sie "Schwaben" genannt. Diese Fremdbezeichnung wurde zur Eigenbezeichnung.  
Quelle: https://www.bpb.de/izpb/298587/spaet-aussiedler-aus-rumaenien
 
 
 

Im Auswanderungsbüro, Felix Schlesinger, um 1900  (Quelle Wikipedia)

 
 
Grundwissen: Erster kleiner Schwabenzug (1736–1738). Nach zwei Jahrzehnten Frieden stießen die Türken im Zuge des Russisch-Österreichischer Türkenkrieg (1736–1739) im Frühjahr 1738 erneut über die Donau, brannten 28 Dörfer entlang der Banater Südgrenze nieder und vernichteten so einen Großteil der deutschen Gemeinden. Die kaiserlichen Truppen waren diesmal nicht in der Lage das Banat zu halten, die Festungen Orșova und Mehadia fielen den Türken erneut in die Hände. Die Operationen des kaiserlichen Heeres ließen die Gebiete zeitweilig ungedeckt und lieferten die Bevölkerung schutzlos dem türkischen Invasionsheer und übergelaufenen Nationalitäten aus, sodass im Süden nur Werschetz, Weißkirchen und Pantschowa, und in der Mitte des Landes nur Kudritz, Detta, Tschakowa, Ulmbach, Freidorf, Rekasch, Jahrmarkt, Bruckenau und Großbetschkerek erhalten geblieben waren. Die Einrichtung der Grenzmiliz 1724 hatte mehr unter fiskalischen als militärischen Aspekten stattgefunden, so wurde die Grenzmiliz aus serbischen Panduren gebildet, um die Deutschen als steuerliche Einnahmequelle nicht vom Ackerbau abzuziehen. Diese überfielen als erste die schutzlosen Deutschen. Die deutschen Bergleute, von rumänischen Freischärlern bedroht, verließen fluchtartig ihre Wohnsitze. Wer sich retten konnte, floh in die deutschen Nordbanater Dörfer, der Rest wurde Opfer der Räuberbanden oder wurde von den Türken in die Sklaverei verschleppt. Das wild auflodernde Partisanentum konnte erst nach der Festigung der kaiserlichen Macht in die Schranken gewiesen werden. Die deutschen Bewohner der Nordbanater Gemeinden wurden gegen Ende 1737 bewaffnet. Das Lebenswerk einer ganzen Generation versank in Schutt und Asche. Viele der zerstörten Siedlungsdörfer wurden nicht wieder aufgebaut. In den Wirren dieses Krieges sind unter anderem auch 140 spanische Siedler zu Tode gekommen, für die man bei Groß-Betschkerek die Gemeinde Neu-Barcelona angelegt hatte. Das gleiche Schicksal hatten die in Pantschowa und Freudental ansässig gewordenen Invaliden aus Schlesien. Am 18. September 1739 schlossen Österreich und das Osmanische Reich den Frieden von Belgrad. Dabei verlor Österreich die meisten seiner Erwerbungen aus dem Frieden von Passarowitz wieder an das Osmanische Reich. Es verblieb nur das Temescher Banat, während die Kleine Walachei sowie Nordserbien mit Belgrad und ein Grenzstreifen in Nordbosnien verloren gingen. Eine unmittelbare Folge des Krieges war 1738 der Ausbruch der von einem Infanteriebataillon eingeschleppten Pest im gesamten Banat. Temesvár alleine beklagte um die 2000 Opfer unter rund 5000 Einwohnern, und die Bevölkerung des dicht besiedelten Neuplankaer-Distrikt wurde komplett dahingerafft. Eine Hungersnot begleitete den einhergehenden Kollaps der Infrastruktur. Zwischen 1736 und 1738 begann wieder eine von der Hofkammer eingeleitete Anwerbung deutscher Kolonisten, die allerdings wegen der anhaltenden Feindseligkeiten nur geringen Erfolg hatte. Vor allem Facharbeiter und Handwerker waren zum Bau von Festungsanlagen und zum Aufbau der zerstörten Städte wieder erwünscht. Es kamen 432 bzw. 541 Familien mit um die 3000 Personen an, die in bestehenden Dörfer untergebracht wurden. Alemannische Siedler aus dem Schwarzwald gründeten Guttwill als Tochtersiedlung von Guttenbrunn und siedelten sich auch 1737 in Saderlach (Zădăreni)[2] und Munar an.  Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Schwabenzug
 
 
 
Quelle: Karten und Skizzen von 1911 (Repro, Sammlung & Archiv Werner Störk 2020)
 
Banat um 1718
 
 

 Grundwissen: Zweiter kleiner Schwabenzug (1744–1762). Der Österreichische Erbfolgekrieg (1740–1748) Maria Theresias von Österreich und der Siebenjährige Krieg (1756–1763) verhinderten zunächst eine erneute große Ansiedlungswelle. 1745 wurde das Banat der neuerrichteten Hofkommission in Banaticis, Transsylvanicis et Illyricis mit Graf Leopold Kolowrat als Präsident unterstellt. Der Siebenjährige Krieg stürzte die Kaiserin in Kriegsschulden, so wurde das Banat für 10 Millionen Gulden an die Wiener Stadtbank verpfändet und von der Ministerialbankodeputation verwaltet. Im frühtheresianischen Schwabenzug zogen rund 5000 Kolonisten bevorzugt in bereits bestehende Ortschaften, doch wurden damit nur Lücken gestopft, die der Türkenkrieg und die Pest 1738 hinterlassen hatten. Es wurden zunächst nur Rumänen und Serben aus der verlorenen Kleinen Walachei und Nordserbien in die zerstörten deutschen Dörfer im Distrikt von Neuplanka angesiedelt, die unter kaiserlicher Herrschaft bleiben sollte. Im nördlichen Banat entstanden 1743 gegenüber von Szegedin die ungarischen Siedlungen Szőreg und Kiszombor. 1744 wurde die vorhandene deutsche Siedlung von Tschakowa mit alemannischen Siedlern aus dem Vorarlberg erweitert. Die neue Grenzlage im Südbanat erforderte 1745 erneut die Einrichtung der Banater Militärgrenze mit den neu organisierten Distrikten Karansebesch, Orschowa, Neu-Planka und Pantschowa. Rumänen, Serben und katholische Bulgaren (Kraschowaner) wurden in 5 Kompanien eingeteilt. Sie erhielten reichlich Land und waren von allen öffentliche Lasten befreit. Zu ihren Pflichten gehörte die Bewachung der Grenze, die Bekämpfung des Räuberunwesens und der Schutz der Bergwerke. Neben Walachen und Bulgaren kamen noch rund 2500 deutsche Siedler ins Banat, welche vorwiegend in die 1748 und 1749 neu entstandenen Orte Neubeschenowa (Dudeștii Noi), Sanktandrees (Sânandrei), und Deutschsanktnikolaus (Sânnicolau Mare), sowie 1750 im Arader Komitat (Tschanad) in der privaten Siedlung Sanktmartin (Sânmartin) ansässig wurden. Die Gemeinden Mercydorf, Deutschsanktpeter, Guttenbrunn und Lippa erhielten Verstärkung. Die Siedler kamen diesmal aus Lothringen und der Westpfalz, dem nördlichen Schwarzwald und aus dem Kurmainzer Gebiet. 1752 und 1755 erfolgte nach den Salpetererunruhen in der Grafschaft Hauenstein die Deportation aller führenden Salpetererfamilien aus dem südbadischen Hotzenwald in das Banat, welche in den bestehenden Siedlungen von Saderlach (Zădăreni), Neubeschenowa, Ulmbach, Lugosch und Karansebesch eine neue Heimat fanden. Während die staatlich geförderte Siedlungstätigkeit im Banat der Banater Landesadministration bzw. den Zentralstellen in Wien unterstanden, gab es Siedlungsbemühungen des Präsidenten der Ungarischen Hofkammer in Pressburg, Graf Antal Grassalkovich I., der während seiner Präsidentschaft jeweils um die 4500 magyarische, 2000 slawische (hauptsächlich Slowaken und Ukrainer aus dem damaligen Nordungarn) und 1500 deutsche Familien in der Batschka und im Maroschdistrikt ansiedelte.) 1754 lebten etwa 25.000 Deutsche im Banat. Zwischen 1711 und 1750 wurden um die 800 Orte mit deutschen Siedlern gegründet. Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Schwabenzug

 
 
 
 Handkolorierte Kupferstich mit Siebenbürgen (gelb, links vom Kompaß-Sysmbol) ), Banat (rot) und Walachei (grün) im Jahre 1749.
 
 
Grundwissen: Der zweite große Schwabenzug (1763-1773: Trotz der verbesserter Grenzbefestigungen waren die Türken überraschend über die Donau ins Banat eingedrungen und vernichteten viele der von Graf Mercy gegründeten Siedlungen. Viele Kolonisten, die den einfallenden Türken nicht entkamen, wurden entweder erbarmungslos niedergemetzelt oder in türkische Sklaverei verschleppt. Durch diesen neuen österreichisch-türkischen Krieg (1737-39) war die friedliche und gedeihliche Kolonisation jäh unterbrochen. Das Siedlungs- und Aufbauwerk von Generationen wurde dabei zerstört. Man mußte wieder von vorne anfangen. Als weiterer Schicksalsschlag brach auch noch die Pest aus. Der Tod Kaiser Karls VI. und die Probleme, die sich mit der Thronbesteigung Maria Theresias ergaben, ließen Ansiedlungsaktion und Aufbauwerk gänzlich in den Hintergrund treten. Endlich am 23. Februar 1763 erließ Kaiserin Maria Theresia ihr eigenes Kolonisationspatent, das dann eine neue Siedlungswelle auslöste. Auch hier, wie beim ersten Schwabenzug, wurde den Siedlern Grund und Boden im Erbeigentum zugesichert, nebst langfristiger Steuerfreiheit und weiteren Begünstigungen. Diese haben sich auf die Auswanderungsbereitschaft der künftigen Kolonisten günstig ausgewirkt.  Die Batschka war das Hauptziel des theresianischen Siedlungswerkes. Obwohl es schon lange vor dem Banat von den Osmanen befreit worden war, blieb dieses außerordentlich fruchtbare Gebiet vom ersten Schwabenzug fast unberührt, u.zw. bedingt durch den Verlauf der Militärgrenze. Dadurch blieben große Staatsgüter unbevölkert, zudem hat man auch dortige serbische Siedlungen aufgelöst und umgesiedelt. Die ganze Region war jedoch für eine Kolonisation mit deutschen Bauern vorzüglich geeignet. Ähnlich wie Mercy im Banat, so erwarb sich der Kameralrat Anton von Cothman bei der Ansiedlung von Donauschwaben in der Batschka große Verdienste. Er bereiste sogar vorher die Gebiete und hatte für seine Kameral-Dominien, die sich zur Besiedlung eigneten, schnell seine Pläne ausgearbeitet. Daher war er auch in der Lage, die neu ankommenden Kolonisten zügig einzuweisen und unterzubringen. Von Cothman beschleunigte den Ansiedlungsprozeß aus merkantilistischen Gründen. Er siedelte während des zweiten Schwabenzuges etwa 2.500 deutsche Familien an (ca. 10.000 Personen), von denen laut Aufstellung von 1768 seit 1763 an die 2.025 Häuser errichtet wurden. Cothmans Vorgänger, Anton von Grassalkowich, der die Ansiedlung von 1749-1762 leitete, siedelte etwa 5.000 Familien an, von denen 2.000 madjarischer und 2.000 südslawischer Herkunft waren. Cothman ließ für die Neukömmlinge auf Staatskosten Häuser bauen. Sie wurden mit Lebensmitteln und den erforderlichen Gerätschaften prompt versorgt, jeder Ort erhielt ein Schulgebäude und eine Kirche. Auch Pfarrer und Lehrer wurden bestellt. Zur Wahrung der Gesundheit sorgte man durch den schleunigen Bau von Spitälern. Unter Cothmans Obhut entstand die Mehrzahl der Großgemeinden wie Filipsdof, Sonnhofen-St. Ivan, Schönau-Gajdobra, Gaumarkt-Gakovo, Kornau-Krnjaja, Wolfingen-Karavukovo u. a. Mit dem Jahre 1773 wurde die Kolonisation auf Staatskosten beendet. Vereinzelte deutsche Einwanderer gab es noch, die auf eigene Faust nach Ungarn zogen. Ein besonderes Merkmal der staatl. Ansiedlung war, daß nur katholische Einwanderer zugelassen wurden. Protestantische Einwanderungswillige mußten auf den staatlichen Grundherrschaften zum kath. Glauben übertreten, was sich in manchen Fällen tatsächlich ereignet hatte. Der zweite große Schwabenzug hat den bisherigen donauschwäbischen Siedlungen neues Blut und Verstärkung zugeführt. Diesmal wurde das Aufbauwerk von Feinden nicht mehr gestört. Trotzdem hatten die Kolonisten noch immer viele Probleme zu bekämpfen wie die Pest, Sumpffieber und Überschwemmungen. Doch mit unbeugsamem Willen, Zähigkeit und Tatkraft vollbrachten sie das Aufbauwerk zum Wohle aller. Die Auslagen des Staates waren bald gedeckt und das Batscherland wurde eines der reichsten Gebiete der Donauschwaben.
Quelle: https://warasch.de/index.php?option=com_content&view=article&id=10&Itemid=111

Als 1919 nach dem Ersten Weltkrieg die Landkarten neu gezeichnet wurden und Österreich-Ungarn verschwand, fielen Siebenbürgen und große Teile des Banats an Rumänien, der Rest an Ungarn und Serbien.

 
 
Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Ulmer_Schachtel?uselang=de#/media/File:Regensburg_MET_DP823217.jpg
 
Ulmer Schachte auf der Donau vor Regensburg.
 
 
Zeitliche und herrschaftliche Zu- und Einordnung des "Burg"-Hofes und der Zehntscheuer.
Noch 1686 wird ein Fritz Behringer "Im Kastel" als St. Bläsischer Vogt bezeichnet und genannt. Er ist mit einer Anna Ötlinger von Eichen verheiratet. Denn in Ried war St. Blasien bis weit ins 18. Jahrhundert Ortsherr und ein Ausläufer von Ried reichte bis zu einer der Kastel-Mühlen. In Bürchau sind dagegen die Herren von Rötteln und dann die Markgrafen Orts- und Territorialherren gewesen, die Schenkung vom Ende des 13. Jahrhunderts ist nach kurzer Zeit hinfällig gewesen. Wir gehen auf Grund unserer Recherchen deshalb davon aus, dass St. Blasien in diesem Fall für unser in Frage kommendes Areal keine Rolle spielte und sich auf den Bereich Ried und die Mühle "Im Kastel" (westlich der Belchenwiese und auf dem Talboden) begrenzen lässt. Somit sehen wir eine Zuordnung zur Markgräflichen Herrschaft und damit eine neuzeitliche Einordnung und als äußeres Merkmal und herrschaftliches Symbol als eigenständigen Vogtei ab 1781.
Ich sehe daher als Zeitraum für die Errichtung des neuen Zehnthofes und der großen Zehntscheuer auf der Sonnhalde die Jahre zwischen 1770 und 1775 (1777 sind sie bereits schon auf dem neuen Gemarkungsplan eingezeichnet) auf der Grundlage der Visitationsberichte einerseits und die darauf aufbauenden Neuordnung der Verwaltung mit einer Ablösung von der bislang allein bestimmenden Vogtei Tegernau. Damit verbunden auch ein eigener Ortsvogt mit entsprechenden rechtlichen Aufgaben in Vertretung der Herrschaft – wozu sicherlich auch die Maßvorgabe und Kontrolle der Zehnabgaben zählt.
Die Neuerrichtung von großen Zehntscheuern lässt sich in diesem Zeitraum ebenfalls auch in Schopfheim (1759) und in Hausen (1766) beobachten. Offenbar waren es u.a. aber auch die Gründe für die Auswanderungswelle nach Siebenbürgen sowie die daraus zu ziehenden Konsequenzen, die die Herrschaft bewogen, ihre sichtbare Präsenz Vorort zu verstärken. Die Landwirtschaft in Bürchau war um 1780 auf dem absoluten Höhepunkt, was die landwirtschaftliche Nutzung von Acker- und Wiesenfläche sowie an die Anzahl an Groß- und Kleinvieh angeht. Noch nie war der Waldbestand so gering und die bewirtschafteten Rodungsflächen so umfangreich. Auch deshalb bot es sich an, hier eine Markgräfliche Zehntscheuer zu errichten, um die Naturalabgabe unmittelbar Vorort gut kontrollierbar und damit ohne große Anfahrtswege nach Tegernau oder Schopfheim einzuziehen. Gleichzeitig setzte man sich seitens Bürchau so erstmals auch von der bis dahin in vielerlei Hinsicht alles bestimmenden Vogtei Tegernau sichtbar und erkennbar ab. Füge ich alle Indizien zu einem Gesamtbild zusammen, möchte ich die Grundsteinlegung in das Jahr 1775 legen.

Die weitere Baugeschichte bzw. die Umbaugeschichte der Zehntscheuer lässt sich wie folgt rekonstruieren: Zwischen 1775 und 1925 wurde die Zehntsteuer erstmals zurückgebaut und verlor dabei ihren südlichen Trakt. Wir gehen davon aus, dass dies im Zusammenhang mit der Abschaffung des Zehnten (bis 1883) zu sehen ist, wo die Notwendigekit und Bereitstellung einer so großen Zehntscheuer wegfiel. Vermutlich wurde sie dann privat erworben, zurückgebaut und mit einem Wohntrakt versehen und als Hof weitergeführt. Dieser Zustand dauerte bis 1953, bis dieses Hofgebäude zum Gästehaus Ingrid zurück- und umgebaut wurde.

Ich bemühe mich aktuell noch um den Zugang zu den historischen Grundbüchern der Gemeinde, die jedoch nicht mehr in Tegernau oder Bürchau lagern, sondern zentral in Kornwestheim - C-19 bedingt dauert das noch eine Weile, wird aber dann eingearbeitet.
 
 
 
Quelle https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14213&id=3462009&screenbreite=1680&screenhoehe=1010
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", [Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe]
Grafische Nachgestaltung Werner Störk 2020
 
Die Landwirtschaft in Bürchau war um 1780 auf dem absoluten Höhepunkt, was die landwirtschaftliche Nutzung von Acker- und Wiesenfläche sowie an die Anzahl an Groß- und Kleinvieh angeht. Noch nie war der Waldbestand so gering und die bewirtschafteten Rodungsflächen so umfangreich. Gleichzeitig erkennt man aber auch schon das Bemühen, waldfreie Flächen wieder aufzuforsten (grüne Kreise) , da Bauholz - auch als Zehntabgabe - sehr begehrt war. Das nahe Basel hatte einen unersättlichen Heißhunger nach Holz und das Bauholz und  das Scheitholz zum Heizen war auch für die Herrschaft ein einträgliches Geschäft. Die noch zusammenhängend bestehenden Waldflächen liegen auf dem landwirtschaftlich nicht interessanten Nordhang des Tannenkopfes und den mehrheitlich ebenfalls dorffernen und landwirtschaftlich nicht gut nutzbaren Steillagen der nördlichen und nordöstlichen Gemarkungsgrenze. 
 
U.S. Air-Force-Luftbild-Aufnahmen und andere historische Fotos weisen den Weg.
Es lagen genau drei Aufnahmen im eigenen Archiv, die erste Antworten möglich machten. Parallel dazu liefen durch das Bürchauer Team Befragungen Vorort sowie Recherchen in Archiven und ergänzten diese Forschungsarbeiten. So schälten sich langsam folgenden Fakten heraus: jener Hof, der bereits auf den Gemarkungsplänen von 1777 und 1780 eingezeichnet wurde, besteht heute noch in seiner ursprünglichen Form. Die sich daran anschließenden große Scheune wurde jedoch bereits 1953 abgerissen bzw. zu dem heutigen Gästehaus „Haus Ingrid“ zurück- und umgebaut.
U.S.-Air-Force-Luftbild-Aufnahmen von 1945 und zwei historische Fotos um 1950 zeigen somit noch das komplette Original-Ensemble. Wobei zwischen 1770 und 1953 der Rückbau des südlichen Traktes der Scheune erfolgt sein, da sie auf den Aufnahmen von 1945 und später – entgegen dem Gemarkungsplan – dort nur noch einen leichten Dachvorsprung besitzt, wo sich einst der Südtrakt anschloss.
Die Aufnahmen vermitteln einen guten Eindruck von der Größe und den Bestandteilen der Scheune. So sind zwei Dachgauben erkennbar und der nach Westen zeigende Einfahrtsbereich mit zwei sehr großen Scheunentore. Ebenso wie insgesamt acht weitere Einzeltore, jedoch keine hangseitige Hocheinfahrt. LiDAR und die U.S.-Aufnahmen zeigen auch noch die Spuren der Zugangsbereiche zum südlichen Trakt des dort ursprünglichen Scheunenbereichs.
Eine sorgfältige Ausmessung im Vergleich mit heutigen Luftaufnahmen sowie einer deckungsgleichen Anpassung der damaligen Flächen von Hof- und Wegemaßen samt einer vorsorglichen Mittelmaßbildung ergaben immer noch beeindruckende Flächen- und Volumenmaße. Gleichzeitig machte die Auswertung der Aufnahmen auch klar, dass die damalige Zuwegung wesentlich flacher und damit auch für schwere Gespanne leichter zu bewältigen war, als die heute durch den moderne Wege- und Straßenbau vorhandene sehr steile Zufahrt. Zusätzlich konnten die Gespanne auf dem hinter der Scheune weiterführenden Weg – ohne Wenden zu müssen – wieder ihren gewohnten Rückweg zu ihren Höfen erreichen – quasi eine Art Kreisverkehr (mit allseits willkommener und abschließender „Zwischenstation“ in der Gastwirtschaft).
 
 
 
Sonnhalde mit Schorrbühl um 1925 (Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau).
 
 
Aus der Vielzahl von Daten und Quellenauswertungen entstand so das Bild eines Zehnthofes mit einer sehr großen Zehntscheuer (vierstöckig, Ständerbauweise), die auch auf Grund des Fehlens einer typischen Hocheinfahrt vom Hang her ihren Sonderstatus unterstreicht. Gehen wir vom Jahr 1777 aus – als zweifelsfrei fest verankerter zeitlicher Ausgangspunkt – so ergibt dies für das Hofgebäude ein Alter von 247 Jahren und für die 1953 zurückgebaute Zehntscheuer von 176 Jahren. Vergleicht man nun heute noch bestehende ehemalige Zehntscheuern und deren zeitliche Entstehung, so können die Ursprünge der beiden Hofobjekte in Bürchau auch älter sein.
Die beiden Bauelemente – „Burg“-Hof und Zentscheuer – jedoch isoliert zu sehen, würde dem tatsächlichen Gesamtensemble nicht gerecht werden. Denn dazu zählt auch das Gebäude auf der Sonnhalde, also dem späteren Berggasthof „Sonnhalde“. Während auf der ersten historischen Aufnahme das Gebäude sich noch als strohbedeckter Hof mit von Norden eingerichteten Hocheinfahrt zeigt, bildet die zweite historische Aufnahme um 1950 bereits ein gut ausgebautes, stattliches Gasthofgebäude ab, das exakt auf dem Areal der einstigen frühmittelalterlichen Burgablage errichtet wurde.
Die Tatsache, dass sich hier früh eine solche große Gastwirtschaft hat entwickeln können – trotz entfernter Ortskern-Lage und lediglich einer Zufahrtsstraße – sehen wir eindeutig im Zusammenhang mit dem zentralen Sammelplatz, der Zehntscheuer und dem benachbarten Zehnthof „Burg“, wie ihn die Leute bis zum heutigen Tag nennen. Wir vermuten, dass die Wirtschaft ab 1781 mit dem neuen Status von Bürchau und einem eigenen Ortsvogt – möglicherweise jedoch schon auch sehr viel früher – als „gute Stube“ und der Besitzer als „Gemeindewirt“ diente. Da die Vogteien keine eigenen Häuser besaßen, wurden private „Gemeindewirtschaften“ und deren eigenen „gute Stuben“ ausgewählt. Eine Quelle berichtet, dass die „bestehende Gemeindewirtschaft in Bürchau durch das Verschulden des Inhabers völlig in den Krebsgang geraten sei“ und in Folge dessen die Mühle der Kastelhöfe 1778 die Schanzkonzession erhielt. Leider nennt die Quelle keinen Standort dieser Bürchauer Gemeindewirtschaft (Quelle: Gudrun Welsch-Weis: Im Kleinen Wiesental: Zwei Mühlen im Waldland in Bürchau, in: Das Markgräflerland, Jg. NF 9(40).1978, H. 1/2, S. 59–90), sie war aber um 1778 wohl  die einzige Wirtschaft in Bürchau.
Eine weitere Recherche über die ab 1781 eingesetzten Vögte ergibt ein interessantes Bild – das wir vor allem dem Wissen und der intensiven Auswertung der Kirchenbücher durch Fred Wehrle (Kandern) verdanken. So sehen wir im dem ab 1808 als Vogt einsetzten Jakob Roser – er wird 1817 als „Bürger und Bauer“ später noch einmal  für eine weitere Amtsperiode als Vogt gewählt – der zwischen 1808 und 1818 jenen Hof erwirbt, der später als Berggasthof „Sonnhalde“ weit über Bürchau hinaus Wertschätzung und Bekanntheitsgrad erhalten wird. Möglicherweise wurde das Hofgebäude auch schon früher, vielleicht sogar schon wesentlich früher, als sogenannte „Gemeindewirtschaft“ benutzt.
Zweifelsohne waren die Stuben oder gemeinhin die Gemeindewirtschaften - die Tavernen - in den einzelnen Orten der Oberen Markgrafschaft die ersten Wirtshäuser. In der Stadt Schopfheim wird anno 1367 eine solche Wirtsstube, geführt von dem Edelknecht Walter von Wies, erstmals erwähnt. Die erste Nachricht über eine Taverne in Tegernau ist uns aus dem Jahre 1424 überliefert. Als Regulär auf unterer Ebene gestanden die Markgrafen weiterhin den Vogteien die Stuben und Gemeindewirtschaften als Gerichtsort der Vögte, der Geschworenen und der Gemeinderichter zu. Dort wurden alle gemeindebetreffenden Entscheidungen der jeweiligen Vogteien beraten und meist in öffentlichen Gemeindeversammlungen gutgeheißen. Natürlich kam nach den offiziellen Beratungen der Weinausschank mit teils ausgiebigen Nachfeiern, oft auf Kosten der öffentlichen Kasse, nicht zu kurz. Dieses den Vogteien und teils den Filialorten übereignete herrschaftliche Regal war stets eine recht gute, oftmals einzige Einnahmequelle der Vogteien, denn der eingelagerte und verzehrte Wein unterlag in allen Wirts- und Gasthäusern einer streng reglementierten Weinverbrauchssteuer, die, zusätzlich mit einem Maßpfennig pro ausgeschenktem Schoppen, alljährlich an die Burgvogteien bzw. an die Rentkammer der Markgrafen gewissenhaft und pünktlich als Ohmgeld und abgeführt werden musste. Da die Vogteien und deren Filialorte  bis ins 19. Jahrhundert keine eigenen Häuser besaßen, wählte man ursprünglich einen geeigneten Bürger aus der jeweiligen Gemeindebevölkerung als "Gemeindewirt", welcher dann auf bestimmte Zeit seine „gute Stube" als Gemeindewirtschaft zur Verfügung stellte. Ab etwa dem 18. Jahrhundert versteigerten die Vogteien bzw. die späteren Gemeinden das Gemeindewirtschaftsrecht meist für sechs Jahre. Der Höchstbietende erhielt in der Regel den Zuschlag. Sämtliche die Gemeinde betreffenden und öffentlichen Tagfahrten und Veranstaltungen wie Ratssitzungen, Grundstücks- und Gebäudeverkäufe, Versteigerungen und dergleichen wurden dort neben dem offiziellen Weinausschank abgehalten. Sämtliche die Gemeinde betreffenden und öffentlichen Tagfahrten und Veranstaltungen wie Ratssitzungen, Grundstücks- und Gebäudeverkäufe, Versteigerungen und dergleichen wurden dort neben dem offiziellen Weinausschank abgehalten. Seit 1830 und in den folgenden Jahrzehnten hatte sich die Institution der Stube bzw. die Gemeindewirtschaft jedoch überlebt. Die „Stube“ respektive die Gemeindewirtschaft hatte aufgrund dieser öffentlich rechtlichen Reformen als kommunaler Sitzungsort ausgedient und besaß bis zu ihrem Ende fortan nur noch soziale und kommunikative Funktion“.

Quelle. http://www.kuk-kleines-wiesental.de/wirtshausmuseum_krone_geschichte_3.htm

Mit der Abschaffung des Zehnten im Jahre 1833 verliert die Zehntscheune langsam ihre herrschaftliche Bedeutung. Zwar dauert die Umsetzung des Gesetzes noch bis 1893, dennoch gehen wir davon aus, dass man sich seitens der Bürchauer Bauernschaft sehr schnell von dieser Abgabenpflicht und der damit verbundenen zwangsmäßige Anlieferung der Naturalabgaben entledigt hat.
 
 
 
Quelle: Sammlung Michael Fautz (Hauingen)      
 
"Sonnhalde" um 1936.
 
Gewann und Haus Sonnhalde
Die Sonnhalde muss wohl schon vor dem Dreißigjährigen Krieg dauerhaft bewohnt gewesen sein. Jedoch können  die ersten Bewohne nur durch das Kirchenbuchr (ab 1635) nachgewiesen werden: Claus Gysinger (auch Gisin), "An der Sonnhalde", verheiratet vor 1624 mit Catharina Bachmann. Weiterhin ein Fritz Wagner, 1631, gestorben 06.03.1699. Die Frau gebar 8 Kinder im Zeitraum von 1655 -1669. Ermittelt werden konnte auch Johannes Bechtel (Bechtold), er heiratete am 05.11.1715 Anna Eichin, mit der er im Zeitraum von 1716 – 1735 neun Kinder zeugte. Er starb 1737.
Ab 1814 wird für Bürchau ein Familienbuch geführt und damit kann eine weitere wichtige Quelle erschlossen werden. Wobei hier nicht wie heute zwischen Unterer und Oberer Sonnhalde, sondern zwischen Vorderer und Hinteren Sonnhalde unterschieden wurde. Für die Vordere Sonnhalde sind eingetragen: Johann Jakob Eichin, Bürger Schneider und Rechenmacher, verheiratet ab dem 18.10.1785 mit Catharina Trefzer, dann folgt Joh. Jakob Kiefer, Bürger, Bauer u. Altvogt. Er heiratete am 27.08.1782 Anna Eichin. Aus dieser Ehe geht Johann Jakob Kiefer Jun. hervor, der am 05.06.1823 Anna Magdalena Beyer heiratete. Ebenfalls aufgelistet finden wir Matthias Weiß, Bürger u. Nagler, verheiratet mit Rosina Catharina Asal. Und dann folgen erstmals zwei Rosers: Jakob Roser, Bürger, Bauer und Vogt, heiratete eine Asal aus Wies. Seine Eltern waren der Weber Friedlin Roser, gebürtig von Raich und Barbara Kiefer von Vorderheubronn. Und nun folgt noch sein Sohn: Jakob Friedrich Roser, Bürger und Bauer. In seinem Vater sehen wir den ab 1808 als Vogt einsetzten Jakob Roser – er wird 1817 noch für eine weitere Amtsperiode erneut als Vogt tätig,  der zwischen 1808 und 1818 wohl jenen Hof erwirbt (Roser taucht als Familiennamen in keinem anderen Ortsteil mehr auf), der später das Domizil für den Berggasthof „Sonnhalde“ werden wird.
 
 
 
Quelle: Sammlung Michael Fautz (Hauingen)       
 
"Sonnhalde" um 1952..
 
Die Vögte von Bürchau

Lorenz Beyer, Schuhmacher in Bürchau, Vogt um 1785.

Jakob Kiefer, Weber in Bürchau, Vogt um 1792/ und am 29.09.1800 erwähnt.

Jakob Roser, Bürger u. Bauer in Bürchau, 1808 Vogt, 21.04.1811 Altvogt.

Matthias Eichin, Weber in Bürchau, Vogt um 1812.

Jakob Roser, Bürger und Bauer in Bürchau, am 26.04.1817 bei der Geburt seines jüngsten Kindes wieder als Vogt bezeichnet.     

Die Familie des Jakob Roser stellt sich wie folgt dar:

Jakob Roser, geboren am 25.08.1770 in Bürchau (Eltern bekannt), gest. am 26.11.1847 Bürchau, verheiratet am 11.09.1798 Neuenweg mit Magdalena Asal, Tochter des Matthias Asal, Wagner in Wies und der Anna Würger, geboren am 17.04.1773. Und ihre sechs Kinder:

Jakob Friedrich, geb. 29.9.1800 Bürchau, gest. 08.01.1841 (verheiratet am 14.04.1825 mit Maria Magdalena Trefzer (Eltern: Joh. Jakob Trefzer, Weber in Bürchau und Anna Maria Eichin):

1. Kind: Jakob Friedrich Roser, geb. am 09.04.1826 Bürchau. Er war der Hofnachfolger.

2. Anna Barbara, geb. am 16.07.1803, heiratet nach Langensee.

3. Matthias, geb. am 25.04.1808, (hier wird der Vater als Vogt bezeichnet), heiratet nach Hoheneck.

4. Anna Maria, geb. am 21.04.1811, (hier wird der Vater als Altvogt bezeichnet), heiratet nach Gresgen.

5. Johann Jakob, geb. am 10.01.1814, gest. am 30.08.1897

6. Johannes, geb. am 26.04.1817 (hier wird der Vater wieder als Vogt bezeichnet), gest. am 16.12.1838

 
Reise in die Vergangenheit
Einige wichtige Ereignisse, Quellenhinweise und zeitliche Zuordnungen markieren unsere nun zu Ende gehende Reise in die Vergangenheit. Und zeigt, dass sich auch das große Weltgeschehen immer wieder – und das über neun Jahrhunderte – hinweg bis in die hintersten Winkel des Kleinen Wiesentals auswirkte. Und weltliche und klerikale Spannungsfelder und die damit verbundenen Konflikte immer wieder – mittel- und auch unmittelbar – das Alltagsgeschehen der Kleinwiesentäler mitbestimmten.
 

1080 Auftakt der ersten Beginn der Rodungsphasen im Eyersbachtal.

1085 Erste Rodungsphasen am Kastelfelsen.

1090 Burgenbau & Kastelhöfe.

1096 Erster Kreuzzug.

1147 Zweiter Kreuzzug.

1149 Die Burgen Alt- und Neu-Waldeck werden urkundlich erwähnt.

1150 Die Herren von Waldeck sterben aus.

1189 Dritter Kreuzzug bis 1270 Siebter Kreuzzug.

1278 Ersterwähnung von Bürchau – es gehört nun den Herren von Rotenberg.

1280 Die Rotenberger sterben aus und Bürchau geht an die Herren von Rötteln.

1316 Die Herren von Rötteln sterben aus.

1316 Bürchau kommt zur Markgrafschaft Hachberg-Sausenberg.

1356 Erdbeben von Basel.

1492 Ende des Mittelalters, Beginn der Neuzeit.

1503 Bürchau gehört nun zur Markgrafschaft Baden und Baden-Durlach.

1517 Reformation (bis 1648

1524 Ausbruch der Bauernkriege.

1525 Die Leibeigenschaft wird in Baden wieder eingeführt.

1556 Reformation in Baden.

1618 Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges.

1686 „Im Kastel“ Sitz des St. Blasianischen Vogts

1740 wandert ein Teil der Bürchauer Bevölkerung nach Siebenbürgen aus.

1760 „Beschaffenheitsbeschreibung“ von Bürchau

1770 Visitationsberichte über Bürchau.

1777 Neue Gemarkungspläne von Bürchau mit Hinweis auf Zehnthof & Zehntscheuer.

1781 Bürchau erhält einen eigenen Ortsvogt.

1783 Abschaffung der Leibeigenschaft in Baden.

1803 Baden wir Kurfürstentum.

1805 Bürchau gehört zum Amt Müllheim.

1806 Benediktinerkloster St. Blasien wird im Zuge der Säkularisation aufgelöst.

1806 Baden wird zum Großherzogtum.

1808 Jakob Roser, Bürger, Bauer wird Bürchauer Vogt.

1809 Bürchau kommt zum Amt Schönau.

1814 Bürchau kommt von Schönau zum Bezirksamt Schopfheim

1833 Abschaffung der Zehntabgabe (Umsetzung dauert noch bis 1893).

1939 Bürchau kommt zum Landkreis Lörrach

1945 Luftaufnahmen der U.S. Air Force von Bürchau.

1950 Fotografien vom Schorrbühl mit Sonnhalde.

1953 Die Zehntscheuer wird zurück- und umgebaut.

2020 Forschungsprojekt Burg, Kastelhöfe, Sonnhalde, Zehnthof & Zentscheuer.

 
Mit der abschließenden Erforschung dieser drei Gebäude schließt sich nun der Kreis unserer Reise in die Bürchauer Vergangenheit – beginnend im frühen Mittelalter bis in die heutige Neuzeit. Eine Reise, die einerseits allen Beteiligten wieder einmal deutlich gemacht hat, welch wertvolles kulturelle Erbe bis heute immer noch unentdeckt im Kleinen Wiesental schlummert. Und andererseits wie fragil dieses Erbe zu behandeln und nachhaltig zu schützen ist.
Zählen wir allein nur die Neu- und Wiederentdeckungen der letzten vier Jahre zusammen: die Ringwall-Anlage auf dem Neuenweger Schlossboden, die Bergbausiedlung Steinihöff gegenüber der Silbererzgrube Spitzkopf, das Wiederauffinden der Wüstung Gebinbach bei Elbenschwand, die spätmittelalterlichen Walderdbeer-Terrassen am Tannenkopf, die frühmittelalterliche Burganlage mit dem neuzeitlichen „Burg“-Hof und seiner Zehntscheuer auf der Bürchauer Sonnhalde sowie die Vielfalt der Barockschanzen – so wird deutlich, dass dieses Tal über einen einzigartigen historisch wertvollen Schatz verfügt, den es immer wieder neu zu entdecken und dann vor allem zu bewahren gilt.
 
Grundbegriffe und Erläuterungen
 
Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch. 16 Bände in 32 Teilbänden. Leipzig 1854–1961 Zehntscheuer
Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache Zehntscheuer
Uni Leipzig: Wortschatz-Portal Zehntscheuer
 

Zehntscheune: Als Zehntscheune oder Zehntscheuer wurde ein Lagerhaus zur Annahme und Aufbewahrung der Naturalsteuer (Zehnt) bezeichnet. In Baden-Württemberg und Bayern wird häufig der Begriff Zehntstadel verwendet. In Luxemburg spricht man von Zéintscheie] oder Zéngtscheier. Häufig handelt es sich um Klosterscheunen, die ursprünglich im Eigenbetrieb der Klöster oder durch Grangien gebraucht wurden. Das Wort „Grangie“ leitet sich indirekt von lateinisch grangarium (Getreidespeicher) ab. Auch herrschaftliche Domänen und adlige Güter bedienten sich derartiger Scheunen. Zehnt- und Klosterscheunen gab es bereits im Frühmittelalter. Frühe Beispiele findet man auf dem Klosterplan der Fürstabtei St. Gallen im frühen 9. Jahrhundert. Die dreischiffige Scheune wurde erst im 12. oder 13. Jahrhundert entwickelt. Zu ihren Vorläufern gehören die eisenzeitliche Halle, die hochmittelalterliche Fest- und Markthalle sowie das römische horreum. Dafür ließen die Zehntherren an geeigneten Stellen, wo man die Naturalabgaben am besten und sichersten einsammeln und aufbewahren konnte – in oder bei ihrer Burg, auf einem ihnen gehörigen Gut, Zehnthof oder Pfleghof, in einem zehntpflichtigen Ort, in einer nahen Stadt – spezielle große Scheunen erbauen. Vielfach waren sie nach oder sogar vor der Kirche die größten Bauwerke des Orts, nicht nur weil sie erhebliche Mengen an verschiedenen Naturalabgaben aufnehmen mussten, sondern auch weil sie den Herrschaftsanspruch der Zehntherren vor Ort dokumentierten. In ihrer architektonischen Vielfalt spiegeln Zehntscheunen regionale und epochale Unterschiede in Baustil und -material wider, ebenso wie die unterschiedliche Wirtschaftskraft ihrer Bauherren. Zehntscheunen oder Grangien gab es hauptsächlich in Mitteleuropa. In Skandinavien, Schottland oder Irland sowie in Italien oder Spanien sind sie unbekannt. In einigen wenigen Orten Spaniens existierten allerdings städtische Lagerhäuser (pósitos) zur Versorgung der Armen oder für Notzeiten. Quelle. https://de.wikipedia.org/wiki/Zehntscheune

 
 
 
Quelle Geoportal BW © 2020 Grafik Werner Störk © 2020   
 
Überblick: Burgwarte (rot), Kastelhöfe (gelb) Vorburg (Rechteck orange), Kernburg (Rechteck rot) mit Gebäude "Sonnhalde",
großer Gebäudekomplex "Zehntscheuer" (blau), Bauerngehöft (hellgrün).
 

Zehnt: Eingehoben wurden der Großzehnt (auch Feld-, Frucht- oder Grundzehnt) in Form von Getreide, Heu, Holz, Wein, Flachs und Feldfrüchten, und der Kleinzehnt (Etter-, Blut- oder Viehzehnt) in Form von Erzeugnissen des Hausgartens (z.B. Obst, Gemüse), von Tieren (z.B. Schweinen, Lämmern, Zicklein, Hühnern, Gänsen) und tierischen Produkten (z.B. Wolle, Käse, Eier). Die Zehnteinhebung erfolgte zu bestimmten Terminen (gemäß dem "Abgabekalender"); so war etwa am 1. Mai (St. Walburgis) der Lämmerzehnt, am 25. Mai (Urbanstag) der Obst- und Weinzehnt, am 24. Juni (St. Johanni) der Viehzehnt, am 13. Juli (Margaretentag) der Getreidezehnt, am 15. August (Mariä Himmelfahrt) oder 1. September (St. Aegidius) der Gänsezehnt und am 24. August (St. Bartholomäustag) der Zehnt auf Mehl, Eier u.ä. fällig. Zehntpflichtig waren auch Erträge von Rodungsland ("Neubruchzehnt") und aus dem Bergbau ("Bergzehnt"). Vom 13. Jh. an wurde der Zehnt zunehmend in Form einer Geldzahlung erbracht. Die Höhe der zu erbringenden Zehnten wurde von Zehntbeamten (mhd.) durch Beaugenscheinigung auf dem Feld bzw. auf der Weide oder im Stall festgestellt und dem Klostervogt oder dem Schultheißen des Zehentdorfes zur Einhebung aufgetragen. Keine Frage, dass die Beständner (v. mhd. bestanden sin = zu einer Zahlung verpflichtet sein) versuchten, die Zehnten durch Feilschen niedrig zu halten und dass die Zehntbeamten ungeliebte Leute waren. Am Sammelpunkt der Abgaben (Pfarrhof, Herrenhof, Kloster) wurden häufig eigene Bauten (Zehntscheuern) zur Verwahrung von Naturalien errichtet.(s. Abgaben)". Quelle: https://www.mittelalter-lexikon.de/wiki/Zehnt.

 
 
 
: Quelle rechts: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14213&id=3462009&screenbreite=1680&screenhoehe=1010
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", [Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe]
Quelle links Geoportal BW © 2020    
 
Kombinierte Sat-LiDAR-Aufnahme des Gesamtareals der einstigen Burganlage mit "Burg"-Hof und Zehntsteuer (siehe oben)...
Rechts das großflächig ausgekofferte Hangareal im Zusammenhang mit dem Halsgraben.
 

Abgaben (mhd. bete [z.B. betekorn], gelt [z.B. win-, korngelt], stiur [z.B. stiurwin], stiurunge, zehent, zende; lat. tributum). Als Gegenleistung für überlassenes Land mußten die abhängigen Bauern (Grundholde, Hintersassen, Fröner) der Grundherrschaft neben Verrichtungen (s. Frondienste) auch Abgaben erbringen, die ursprünglich aus pflanzlichen und tierischen Produkten (Naturalabgaben), seit dem 13. Jh. auch aus Geldzahlung bestanden. Außer den Abgaben an die Grundherrschaft, die ungefähr ein Drittel des Ertrags ausmachten, verlangte die Kirche (vom 6. Jh. an) den zehnten Teil des Ertrags (s. Zehnt), ursprünglich zur Armenversorgung gedacht, später hauptsächlich zur Finanzierung der Pfarrsprengel verwendet. Zu diesen festen Abgaben kamen fallweise Gebühren etwa für die Benutzung der herrschaftlichen Wälder (Holzeinschlag [ligneritia], Eichelmast [pastio]), für die Benutzung der Mühlen, Back- und Brauhäuser, auch für ®Bede und ®Besthaupt, ferner Strafgebühren (Bußen), Zölle und Marktabgaben. An vegetabilen Produkten wurden abgeführt: Getreide, Mehl, Brot, Gemüse (Hülsenfrüchte), Obst, Nüsse, Met, Most, Wein und Bier. Abgaben animalischer Herkunft waren Lebendvieh (Rinder, Schafe, Schweine, Geflügel), Fleisch (Pökelfleisch, Trockenfleisch), Fett, Eier, Milchprodukte (Käse, Butter), Häute und Felle, Talg, Wachs und Honig. Als Naturalabgaben werden auch Wolle, Flachs, Hanf, Heu, Dung, Gerberrinde, Bau- und Feuerholz, Zaunpfähle, Holzfackeln, Holzschindeln, Dachbretter und textile Erzeugnisse (Leintücher, Hemden) sowie Fertigprodukte von Schmieden, Sattlern, Schustern, Tischlern, Hafnern usf. erwähnt. Die Abgabenbelastung war nicht überall gleich, dürfte aber allgemein als drückend, mancherorts sogar als ausbeuterisch empfunden worden sein. Für die Abgabenentrichtung waren feste Termine eingerichtet, wie sie aus ®Urbaren oder aus dem ®Sachsenspiegel entnommen werden können. So war am Walpurgistag (1. Mai) der Lämmerzehnt zu entrichten, am Urbanstag (25. Mai) der Obst- und Weinzehnt, am Johannistag (24. Juni) der Fleischzehnt, am Margaretentag (13. Juli) der Getreidezehnt, an Mariae Himmelfahrt (15. August) der Gänsezehnt und am Bartholomäustag (24. August) der Geldzins.(s. Bannrechte, Bede, Bedemund, Besthaupt, Lantval, Leibzins, Stadtsteuern, Steuer, Wachszinsige, Zensuale). Quelle: https://www.mittelalter-lexikon.de/wiki/Abgaben

 
 
 
: Quelle: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14213&id=3462009&screenbreite=1680&screenhoehe=1010
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", [Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe]
 
Um 1780 der größte Gebäudekomplex von ganz Bürchau - exakt auf dem frühmittelalterlichen Burggelände. .
 

 "Die Zehntablösung in Baden durch das Zehntgesetz von 1833 sorgte für die Abschaffung des Zehnten in Baden und dauerte bis 1893. Der Zehnt war nur ein Teil der Grundlasten, zu dem die Bauern dem Grundherrn gegenüber verpflichtet waren. Der Zehntleistung, das heißt die Abgabe eines Teils der Ernte in Naturalien, der Bauern standen meistens Gegenleistungen des Grund- und Zehntherrn gegenüber. Diese Gegenleistungen bezogen sich vor allem auf den Bau und Unterhalt von Kirchengebäuden. Ebenso waren Gegenleistungen wie die Lieferung von Bauholz möglich. Die Großherzögliche Domänenverwaltung war der größte Zehntherr in Baden, der etwa 50 % des Gesamtzehnten bezog. Neben dem Adel konnten auch weitere Privatpersonen, Pfarreien und Schulen zehntberechtigt sein. In der Ersten Kammer der Badischen Ständeversammlung wurde bereits 1819 über die Abschaffung des Zehnten beraten, denn der Zehnt hatte folgende Nachteile für das Land: Verlust von Teilen der Ernte wegen der notwendigen Transporte, hohe Lager- und Verwaltungskosten und schließlich die Behinderung der freien Entwicklung des landwirtschaftlichen Gewerbes. Über Jahre wurde in der Ersten und Zweiten Kammer der badischen Ständeversammlung über die Ablösung bzw. Umwandlung des Zehnten in eine Geldrente debattiert. Das am 17. Dezember 1833 verkündete Gesetz sah folgende Bestimmungen vor: Die Ablösung des Zehnten ist grundsätzlich möglich und die Entschädigung beträgt die 20-fache Summe des jährlichen Zehntertrags sowie der badische Staat übernimmt von dieser Entschädigungssumme 1/5 und dem Zehntpflichtigen bleiben die restlichen 4/5. Schließlich wird eine Zehntschuldentilgungskasse vom Staat errichtet, die Kredite zur Zehntablösung geben soll. Das Gesetz sah vor, dass bis zum 1. Januar 1838 eine Zehntablösung nur auf dem Weg einer freien Vereinbarung zwischen Zehntpflichtigen und Zehntberechtigten erfolgen konnte. Nach diesem Zeitpunkt konnte ein Drittel der Zehntpflichtigen einer Gemeinde die Ablösung verlangen, wenn sie zusammen mehr als die Hälfte des Zehnten aufbrachten. Hofgutsbesitzer konnten generell allein ablösen und nach 1838 diese auch zwingend verlangen. Nach dem 1. Januar 1842 konnte auch der Zehntherr eine Ablösung verlangen. Der durchschnittliche Marktpreis der Naturalien, aus dem die Ablösungssumme errechnet wurde, sollte vom Staat ermittelt werden. Der Abgabenpflichtige sollte für den Verzug der Ablösungssumme 5 % Zinsen jährlich zahlen und spätestens nach fünf Jahren seine Schuld getilgt haben. Bei Verzug der Zinszahlungen sollte der Zehnt weiter in Naturalien eingezogen werden. Die Zehntablösung galt als „entscheidende Bresche in die feudale Agrarverfassung“ und stieß in den Reihen der Zehntberechtigten auf entschiedenen Widerstand. In der Folge kam es zu einer Vielzahl von Prozessen und Verhandlungen in der Bundesversammlung, die die Abwicklung verzögerten. Der schleppende Gang der Zehntablösung in Baden zeigt sich darin, dass erst 1893 die letzten 67 Ablösungen abgeschlossen waren." Quelle:ttps://de.wikipedia.org/wiki/Zehntabl%C3%B6sung_in_Baden

 
 
Quelle https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14213&id=3462009&screenbreite=1680&screenhoehe=1010
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", [Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe]
 
Der Zeichner des Gemarkungsplans hebt die ungewöhnliche Größe (möglicherweise damit auch die "herrschaftliche" Bedeutung) dieses auffälligen Gebäudes hervor.
 
 
 
Quelle rechts: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14213&id=3462009&screenbreite=1680&screenhoehe=1010
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", [Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe]
Quelle links: Gemarkungsplan von 1777 Ortsverwaltung Bürchau © 2020 
 
Die beiden Gemarkungspläne um 1780 dokumentieren die auffallende Größe des Hauses (rot) oberhalb dem alten Burgenstandort.(gelb) -
jedoch in deutlich unterschiedlicher Grundfläche.
 
 
 
 
Quelle rechts: https://www2.landesarchiv-bw.de/ofs21/bild_zoom/zoom.php?bestand=14213&id=3462009&screenbreite=1680&screenhoehe=1010
"Topographischer Plan von dem Elbenschwand und Bürchauer Bann", [Quelle: Generallandesarchiv Karlsruhe]
Quelle links: Gemarkungsplan von 1777 Ortsverwaltung Bürchau © 2020 
 
Optimal eingeplanter Kreisverkehr für die Gespanne mit Parkmöglichkeit zum Besuch der Gastwirtschaft. 
 
 
 
Quelle Geoportal BW © 2020 Grafik Werner Störk © 2020    
 
Die beiden originalen Kartengrundrisse wurden ausgemessen und entsprechend ihrer Maße auf die heutige Flur übertragen. Anschließend einzeln berechnet und dann den
 Schnitt genommen für die Rekonstruktion unten.
 
 
 
 
Grafik Werner Störk © 2020    
 
Rekonstruktionsversuch:  Aufsicht Dach Zehntscheuer vor Rückbau
 
 
 
Grafik Werner Störk © 2020   
 
Rekonstruktionsversuch: Unsere Arbeitshypothese sieht in dem großem Baukomplex einer Zehntscheuer mit angeschlossenem Gehöft im Rahmen der Vogtei Tegernau bzw. später mit eigenständigem Bürchauer Ortsvogt. Die Rekonstruktion findet ihre Bestätigung auch in den Spezial-Aufnahmen der U.S. Air Force und deren Kriegsluftbilder des Kampfmittelbeseitigungsdienstes BW (KMBD) aus dem Jahre 1945, welche sogar noch den  südlichen Zugang dokumentieren. Aus allen Daten lassen sich ein relativ genaues Bild der damaligen Zehntscheuer zusammenstellen und belegen ihre für damalige Verhältnisse ungewöhnlich  große Dimension.
 
 
 
Foto Werner Störk © 2020    
 
Drei der ehemals vier kleineren Einfahrtsore auf der Nordseite der einstigen Zehntscheuer wurden in den Hausrück- und Umbauten in den Jahren 1936 bis 1953 als architektonische
Gestaltungselemente auch vom jetzigen Gästehaus "Ingrid" mit aufgenommen. Rechts der "Burg"-Hof. Ganz links der Dachfirst der "Sonnhalde".
 
 
 
 
Grafik Werner Störk © 2020    
 
Rekonstruktionsversuch:  Aufsicht Dach Zehntscheuer nach Rückbau
 
Dass historische Aufnahmen eine wertvolle Quelle sein können, belegen die nachfolgenden Beispiele:
 
 
Die beiden historischen Aufnahmen (1925 und 1950) lassen wichtige Rückschlüsse auf das Gebäude neben dem "Burghof" zu.
(Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau).
 
 
Die beiden historischen Aufnahmen lassen wichtige Rückschlüsse auf das Gebäude neben dem "Burghof" zu.
(Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau).
 
 
 
Im Kreis: der "Burg"-Hof, der Berggasthof Sonnhalde und darüber die große Zehntscheuer mit zwei Dachgauben.
(Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau).
 
 
 
Links der "Burg"-Hof in der Mitte noch die originale (aber schon bereits zurückgebaute) Zehntscheuer und rechts der noch strohbedeckte Vorläufer des
Berggasthofes Sonnhalde. Die Gauben weisen auf eine viergeschossige, wohl in Ständerbauweise errichtete  Scheune.
(Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau).
 
 
 
Die damals wesentlich flacher ausgelegte Hofzufahrt (hellgrün) zu den zwei großen Scheunentoren (weiße Pfeile) der Zehntscheuer (rot) mit zwei Dachgauben,
gelb der Vorläufer der "Sonnhalde" (Copyright & Sammlung Archiv Harald Senn, Bürchau).
 
 
 
Quelle Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020   
 
Die beiden heutigen Flurstücke rund um das ehemaligen Burgareal mit dem Kernburg (schwarz, entspricht auch dem ursprünglichen Hofgebäude als Nachfolger der Burg), Gelände (rot)
und dem abgetragenen Hangprofil (orange).mit der ursprünglich sehr großen Zehntscheuer (grün) und den beiden Gebäudetrakten (zurückgebaut hellblau, bis 1953 dunkelblau)
 
 
 
Quelle Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020   
 

Wir sehen in den beiden dicht nebeneinander liegenden Gebäudekomplexen eine wirtschaftlich zusammengehörige Einheit. Wobei das südliche Gebäude auf der stark ausgekofferten Grundfläche des abgetragenen Hangprofils (grün) errichtet wurde, währenddessen für den nördlichen Hof speziell nochmals zusätzliches Hangmaterial abgetragen (hellgrün) werden musste, um ein passendes Plateau - auf gleichem Niveau - als Grundterrasse für den Hof zu erhalten. Gut erkennbar - auch im LiDAR - die rückwärtige Hochzufahrt (Pfeil), die das Gebäude als bewirtschafteten Hof ausweist. Wir sehen in der absoluten Nähe bzw. dem Bau direkt auf dem einstigen Burggelände eine enge Beziehung zur Funktion des Gebäudes - in der Tradition der einstigen Herrschaft und deren eindrucksvolle Repräsentation auf der Sonnhalde. Nur dass der später errichteten Gebäudekomplex noch höher über dem Tal "thront" - sicherlich nicht ohne Absicht.

 
 
 
Quelle Google Earth Grafik Werner Störk © 2020 
 
Deutliche Geländeanomalie (gelb): Südzuwegung zum ehemaligen Südtrakt. 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020 
 
Der Kreis markiert die oben angemerkte Geländeanomalie. 
 
 
 
Foto Werner Störk © 2020
 
Gebäudesituation heute: Bauernhof (links), heutiges Wohngebäude (Mitte) auf dem Standort des großen Gebäudes und links die "Sonnhalde".
 
 
 
 
Foto & Grafik Werner Störk © 2020 
 
So visuell dominant und exponiert der Standort der frühmittelalterlichen Kernburg (links) war, genauso waren es dann der "Burghof" und die Zehntscheuer (rechts).. 
 
 
 
Quelle Geoportal BW & Grafik Werner Störk © 2020   
 

Die kombinierte Sat-LiDAR-Aufnahme zeigt, dass es bei dem ursprünglichen Standort des großen Gebäudes keine Spuren einer sonst typischen hangseitigen Hochzufahrt gab (Kreis) - bei dem nördlich davon gelegenen Bauernhof jedoch sehr wohl (Pfeil). Wir interpretieren dies deshalb als ein besonderes Gebäude mit besonderen Funktionen, die nicht denen eines üblichen Bauerngehöfts entsprachen. Hinzu kommen die ungewöhnliche Größe der Grundfläche sowie die kombinierte Übereck-Bauweise von zwei wohl auch funktional getrennten Trakten.

 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
In Blickrichtung Süden.
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
Hangauslauf zum Halsgraben (gelb), ausgekoffertes Plateau (orange), Halsgraben (hellgrün), Hausanbau (blau) und Hauseingang (rot) über den zugeschütteten Nordgraben.
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
In Blickrichtung Nordwesten: hier verlief der Halsgraben entsprechend der Teerdecke - rechte Hangseite ist erst  den Straßenbau  entstanden.
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
Das Foto kann nur bedingt die steile Kurve wiedergeben, die heute zu den beiden Häusern führt.
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
In Blickrichtung Nordosten.
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
Sehr heute sehr steile Auffahrt (rot) mit davor liegendem Plateau (gelb).
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
In Blickrichtung Osten.
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
Übergang von der ausgekofferten Terrassenfläche zum Halsgraben.
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
In Blickrichtung Nordwesten..
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
Die heutige Straßenführung liegt auf einem stark aufgefüllten Terrain, das einst die Steilkante von der ausgekofferten Hangterrasse zum Halsgraben bildete.
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
In Blickrichtung Norden.
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
Halsgraben (gelb) und ursprüngliche Hausgröße (19350, die der Größe der historischen Zehntscheuer (weiß) entspricht.
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
Südliche Terrassenkante des ausgekofferten Hangbereiches im Übergang zum linksseitigen Halsgraben.
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
Der Kreis markiert die Hangfuß des südlichen Traktes.
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
In Blickrichtung Norden.
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
Kaum Mindestabstand - die enge Bebauung weist auf den sehr eingeschränkten Raum, der zur Verfügung stand.
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
In Blickrichtung Norden.
 
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
Das für den Bauernhof zusätzlich künstlich geschaffene Bauplateau (gelb).
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
In Blickrichtung Nordosten.
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
Extreme Baudichte (rot), natürliches Hangprofil (gelb) und künstliches Plateau für das Gehöft (orange) zeugen von der begrenzten Baufläche
 (= ausgekofferte Terrasse im Zusammenhang mit dem Halsgraben.)
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 
In Blickrichtung zum Schorrbühl.
 
 
 
Foto  Werner Störk © Copyright 2020
 

Der Hangfuß als Grenze zwischen dem natürlichen Hangprofil und der ausgekofferten Terrassenebene..

 
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